Fallende Immobilienpreise? Nicht wirklich!
Januar 2023: Das zweite Halbjahr 2022 war für den Immobiliensektor ein schwieriges. Die seit Jahren anhaltende Preisrallye wurde abrupt beendet. Eine Vollbremsung, eine mit Ansage, könnte man sagen. Denn die Schockstarre der Käufer kommt nicht von ungefähr.
Steigende Baustoffpreise und Facharbeitermangel sorgen für höhere Baupreise, Förderungen wurden faktisch gestrichen und die Kosten für Energie und Lebenshaltung stiegen ebenfalls in bislang nicht gekannten Dimensionen. Da wird der Kreis derjenigen, die sich eine Immobilie leisten können, schonmal deutlich kleiner.
Nun kam aber auch noch hinzu, dass sich das Zinsniveau innerhalb kürzester Zeit verdreifacht hat, was den Kreis potenzieller Käufer noch einmal kleiner werden ließ.
Schlimmer noch war aber die allgemeine Verunsicherung durch den Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber auch den weltweiten Wirtschaftskrieg, der ganze Wirtschaftszweige und viele Arbeitsplätze gefährdet.
Doch wie entwickelt sich die Lage in 2023? Ganz ehrlich? Ich weiß es auch nicht!
Solange sich aber die Lage nicht weiter verschlechtert, z.B. durch eine Ausweitung des Krieges, ist eigentlich davon auszugehen, dass die Nachfrage wieder steigt und sich die Immobilienpreise festigen.
Denn schaut man genau hin sind die Immobilienpreise nicht wesentlich gesunken.
Sie sind nur nicht weiter rasant gestiegen. Die Verkaufspreise für Grundstücke, Häuser und Wohnungen in 2022 stagnierten, hatten allenfalls leichte Rückgänge um 2-3% gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Natürlich gibt es im Detail Unterschiede. Während energieeffiziente Neubauprojekte weiter zulegen konnten, musste man beim Altbestand mit teils deutlichen Abschlägen leben.
Die Prognose für 2023
So ähnlich sieht auch meine Prognose für 2023 aus. Im Bestand werden erforderliche Sanierungs-arbeiten eingepreist, was zu geringeren Kaufpreisen führt. Im Neubau wird es ebenfalls keine Preissteigerungen mehr geben, wie wir sie aus den Vorjahren kennen. Die Preise werden eher moderat steigen, aber mindestens stabil bleiben.
Ähnlich äußerte sich auch der Vorstandschef des Immobilienriesen Vonovia, Rolf Buch, im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: Dort fasste er kurz und prägnant zusammen:
„Der Leerstand in den Städten ist niedrig. Ich habe selten erlebt, dass die Preise sinken, wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot“.
Das die Nachfrage hoch bleibt, und das nicht nur in den Städten, steht außer Frage. Das Ziel der Bundesregierung 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen ist in weite Ferne gerückt. In 2022 waren gerade mal 250.000. In 2023 werden es voraussichtlich noch einmal deutlich weniger, da etliche Neubauprojekte aufgrund gestiegener Zinsen auf Eis gelegt wurden.
Kurzum, Wohnraum wird dringend benötigt. An ein Zinsniveau von 3-5% wird man sich gewöhnen. Bestandsimmobilien müssen energetisch saniert werden (wofür es im Übrigen gute Förderprogramme gibt), was auf die Kaufpreise drückt. Der Einfamilienhausbau wird wohl eher nachlassen, da die Gesamtkosten bei normalem Zinsniveau kaum zu stemmen sind. Im Wohnungsbau hingegen wird es, auch aufgrund stark steigender Mietpreise, kaum Entspannung geben.
Soweit zumindest meine Einschätzung! Was wirklich kommt? Wir werden es sehen!